Wenn der Schwabe aus seiner Haut fährt und ich mit dem Bus

Ein Bericht von Sebastian Wisholzer

Am Samstag war es nach langer Zeit mal wieder so weit: Ich trat den Weg zu einem Auswärtsspiel mit dem Bus an. Letztmalig legte ich den Weg zu einem Auswärtsspiel 2009 beim 2:1-Auswärtssieg in Hoppenheim auf diese Weise zurück. Warum die letzte Busfahrt so lange her ist? Zum einen, weil es mit dem Auto einfach deutlich schneller geht, und ich sonntags des öfteren arbeiten muss. Zum anderen, weil nicht wenige meiner früheren Busfahrten mit vollgekotzten Gängen und Toiletten endeten, und mir inzwischen nicht mehr wirklich der Sinn nach solchen niveauvollen „Highlights“ steht.

Wie kam es also zu dieser Fahrt? Dazu noch mit den Sutos, obwohl ich eigentlich aus Münster (in Westfalen…) komme? Mein Cousin wohnt in Homburg und fährt seit Ende des letzten Jahres mit den Sutos zu Heim- und nun auch Auswärtsspielen. Da ich über die Ostertage bei ihm zu Besuch war, nutzten wir die Gelegenheit, um gemeinsam das Auswärtsspiel in Stuttgart zu schauen. Die Fahrt mit den Sutos bot sich somit an. Und sollte sich lohnen. Am Ende des Tages gab es nicht nur drei Punkte für den BVB zu feiern, sondern auch einige Argumente dafür, in Zukunft wieder öfter mit dem Bus zu fahren. Es war eine eher ruhige, dafür aber angenehme Fahrt. Insgesamt hätte man als Gruppe auf den Rastplätzen durchaus gesanglich mehr auf sich aufmerksam machen können, aber dafür gab es eben auch keine Eskapaden. Stattdessen konnte man bei einem kühlen Bier das eine oder andere nette Fachgespräch führen.

In Stuttgart – etwa eine Stunde vor Spielbeginn angekommen – ging es direkt ins Stadion. Für mich zum ersten Mal nach dem Umbau. Eine deutliche Verbesserung stellte dieser natürlich dar. Letztlich bin ich mir aber nicht ganz sicher, was ich von der Porsche-, äh Mercedes-Benz-Arena halten soll. Die Akustik weiß nicht so recht zu überzeugen. Auch ist man durch die sehr flach ansteigenden Tribünen nicht besonders nah am Geschehen dran. Letztlich hebt sich das Stadion aber doch deutlich von den 0815-Arenen in Sinsheim, Augsburg oder diversen anderen Städten ab.

Das Spiel selbst bot viel Spannung, und fand in der Endphase dank des Serientäters Lewandowski einen verdienten Sieger. Dabei muss ich sagen, dass der VFB mir als Verein grundsätzlich relativ egal ist, aber dieser Auftritt eine „ausgezeichnete“ Bewerbung, um in die Liste der „Ihr seid scheiße wie der S04-Vereine“ aufgenommen zu werden, war. Immerhin war die Generalprobe für das CL-Viertelfinalspiel gegen Malaga sportlich gelungen, hatte mit der üblen Verletzung von Schmelzer sowie den Blessuren von Santana, Reus, Großkreutz und Bender aber einen durchaus hohen Preis. Die Stuttgarter Zuschauer standen ihrer Mannschaft im übrigen in nichts nach. Es wurde auch auf den Tribünen ordentlich gepöbelt. Wahlweise gegen den eigenen Präsidenten oder gegen den BVB. Diese Pöbeleien wurden zudem von einer niedlichen „Choreo“ begleitet. Die BVB-Fans wussten mit einem auch optisch gelungenem Protest gegen die hohen Ticketpreise zu überzeugen. Ansonsten war der Support eher durchwachsen. Vor allem angesichts des emotionalen und hoch spannenden Spiels, das es in sich hatte.

Nach dem Spiel wurde die Mannschaft immerhin gebührend verabschiedet. Dann ging es mit einem Dreier im Gepäck und entsprechend guter Laune auf die Heimreise. Gegen 23 Uhr waren wir schließlich wieder in Homburg. Als Fazit lässt sich sagen, dass es eine angenehme Fahrt war und ich – sollte sich die Gelegenheit ergeben – wieder mit dem Bus und den Sutos fahren würde. Danke dafür und weiter so! Haltet unsere wunderschönen Farben im Saarland weiter hoch. Vor allem auch dann, wenn wir sportlich nicht mehr derart viel Oberwasser haben sollten, wie in den letzten Jahren!

Support together – in guten wie in schlechten Zeiten!

Sebastian Wisholzer

Donezk im Eisschrank Europas

Ein Bericht von Markus Bachmeier…..

Nach der Auslösung zum 1/8 Finale gab es schon einige lange Gesichter, denn in die Ukraine im Februar für mind. 350,-€ ist schon happig.

Aber dennoch haben sich einige aufgemacht…
Es kamen Borussen aus allen Richtungen nach Donezk. Man kam von Dortmund, Berlin, Moskau oder Kiew nach Donezk.
Ich habe die etwas einfachere Variante gewählt, die Tour Frankfurt- Kiew – Donezk. Flo hat mit seinen Mannen das Angebot der Fanabteilung angenommen, also mit dem TGV nach Mannheim und dann weiter nach Frankfurt zum Fernbahnhof. Hier gab es schon das erste Problem, denn der Fernbahnhof ist Terminal 1 und die Ukraine Airlines fliegt von Terminal 2.
Laut www sollten das 40 min Fußmarsch sein !!!
Da war die Panik groß, denn ich kam erst um 12.05 an und der Flieger sollte um 13.15 abheben.
Aber alles Blödsinn. Mit dem Bus ging’s in 5 Minuten.
In unserer Maschine hatten 300 Mann Platz. Es waren 150 Borussen und 5 Ukrainer am Board.
Die Stimmung war super und man probierte schon mal die ukrainischen Getränke (Wodka und Bier).
Ankunft in Kiew ….tja da war es das Sprachproblem. Kyrillisch, einfach alles auf kyrillisch.
Aber wir hatten unter unseren 5 Ukrainern einen guten Kollegen gefunden (muss wohl Dresden Fan gewesen sein, weil er immer nur Dynamo Dresden gesungen hat)
Er zeigte uns den Weg zum Terminal B und dann hieß es warten. Und was macht man wenn man wartet? Man trinkt!
Natürlich Bier und Wodka. Ein Bier am Flughafen kostete 22 UAH, also 22 Geld.
Das sind 2 Euro und so gab es nach 1 Std. keinen Alkohol mehr im Terminal B ….. Alles weg! Naja nicht weg, nur intus.
In Kiew trafen sich alle Borussen. Aus Istanbul mit dem Zug, aus Moskau, aus München, Frankfurt, Berlin etc.
Gemeinsam machte man sich dann Richtung Donezk auf. Mit 2 Maschinen á 150 Mann steuerten wir Richtung Bergbaumetropole.
In Donezk angekommen verabredete man sich für’s Liverpool. Dazu muss gesagt werden, dass die Ukrainer extrem auf die Beatles stehen.
Also schnell eingecheckt, fertig gemacht und ab ging’s. Wobei ich da wohl Glück hatte, denn einige Kollegen hatten das Tip Top Hotel gebucht, aber da war nix. Licht aus, Tür zu…
Also wurden die Leute auf andere Hotelzimmer aufgeteilt.
Wie gesagt, ab ins Liverpool und die Nacht zum Tag gemacht, was wir mal jetzt nicht weiter ausführen…
Nach einem langen Schläfchen traf man neue Borussen in der Lobby Bar und die hatten Durst. Also ein kleines Getränk geht ja immer.
Hier muss ich sagen, habe ich die absolut geilste Story gehört, die man mir auch mit Bildern bestätigen konnte:
Ein Kollege hat sich bei der Meisterfeier 2011 geschworen, er kommt ins U rein. Diese Idee kam ihm nach einigen Bierchen.
Er hat sich von einer Kellnerin aus einem Club die Schürze gekauft, von nem anderen Kollegen ein schwarzes T-Shirt und vom Kiosk 5 Dosen Redbull.
Also ab zum U, einmal rum und da standen die Security Leute. Er ganz stramm auf die zu und zack war die Tür auf.
1.Hürde genommen, er kam in ein Treppenhaus bis nach oben, dort wieder Security und auch hier ohne ein Wort Zack… und er war drin.
Er erzählte, dass im Vorraum Sponsoren etc. waren, aber die BvB Spieler incl. Anhang sich nochmals getrennt aufhielten. Das war ihm aber egal, denn er hat’s versucht und war drin.
Die Bilder von Ihm in der Schürze mit Kloppo, Wodka trinken mit Kuba und dessen Kollegen, Fotos von Ulla Klopp und Ihm ( er hat sogar Ihre Handynr.). Hat mir auch ein paar SMS gezeigt, die er ihr im besoffenen Kopf geschrieben hat.
Also der Kerl ist echt mein Held.
Nun gut, zurück zum aktuellen Geschehen. Man machte sich auf zum Liverpool, wo der ausgesprochene Treffpunkt für alle BvB Fans war.
Dort wurde lecker ukrainisch gegessen und etwas getrunken, aber nur etwas.
Die ukrainische Polizei hat unseren Abmarsch um 30 Min verschoben und so fanden sich alle Suto’s zusammen, denn Flo samt Kollegen waren auch sicher gelandet.
Dann ging’s los! Die Strassen wurden gesperrt und man marschierte Richtung Donbass Arena, wobei die Ukrainer uns lauthals, na sagen wir mal unterstützten. Keine Ahnung was die gerufen haben.
Ein paar Videos von der Aktion habe ich auf FB hochgeladen.
Am Stadion angekommen mussten wir 3 Kontrollen über uns ergehen lassen, aber dann wurde supporte!t Absolut geil, was die TU und die anderen mal wieder gezaubert haben! Hier mal ein Dank von mir, obwohl ich auch vieles kritisch sehe.
Zum Spiel brauch ich ja nix schreiben, jeder kennt den Endstand von 2:2.
Nur soviel, die Ukrainer haben mehr, viel viel mehr Stimmung gemacht, als die Madrilenen.
Nach dem Spiel mussten wir ca 30 min warten, man verabschiedete sich und hier noch mal einen extra Dank an unseren Auswärts-FLO. War echt Super mit Euch und Ihr habt alle Suto’s super vertreten.
Flo und die anderen flogen in der Nacht zurück, ich erst am nächsten morgen (Ankunft im Hotel 1.00 Uhr, auschecken um 4:30 Uhr)
Ab zum Flughafen und ich muss sagen dass alles, wirklich alles, geschlafen hat. Achja, der Schiri samt Gespann sind mit uns von Donezk nach Kiew geflogen.
Eigentlich ne ganz lockere Truppe. Haben noch ein paar Fotos gemacht und dann ging’s schon nach Hause.
Als Resume kann ich nur sagen, dass die Spanne zwischen Arm und Reich in der Ukraine wirklich riesig ist. Es gibt Kaufhäuser wie in Düsseldorf an der KÖ zu europäischen Preisen und es gibt Wohnbaracken, wo mehr Spritzen in Vorgärten liegen als der Winterberg in einem Monat verbraucht.

Reisebericht Pokalspiel in München

Am 27.02.2013 fand das Viertelfinale um den DFB-Pokal in München zwischen dem FC Bayern und dem BVB statt. Eine kleine Reisegruppe von 9 SuTo’s im Bulli machte sich auf den ca. 420 Kilometer langen Weg um einen weiteren Sieg gegen die Allmächtigen einzufahren.
Eingedeckt mit einigen Alkoholika ging die lustige Fahrt dann auch schon los. Es wurde viel darüber gewitzelt was die Bayern als auch die Presse über dieses Spiel von sich gaben bzw. darüber schrieben.
Alles andere als ein Sieg der Hausherren wäre eine Sensation. Ah ja…
Auf der Häfte des Weges, jedenfalls so ungefähr, erhielt die Besatzung des SuTo – Shuttles einen Anruf vom Radiosender Unser Ding. Da der Verfasser dieser Zeilen allerdings zu diesem Zeitpunkt bereits einiges an Bier und ähnlichem konsumiert hatte wurde im Eilverfahren ein Pressesprecher in Person von B. Köhler gewählt der die Anforderungen im folgendem Interview mit Bravour meisterte. Ein Mitschnitt wird bald hier veröffentlicht.
Leider wurde uns der Wunsch nach einem Musiktitel verwehrt. Lag eventuell am Lied an sich.
Angekommen in der Arroganz, sorry, Allianz – Arena nahm man dann alsbald seine Plätze ein um das Spiel verfolgen zu können. Leider befanden sich die Plätze in direkter Nähe zu ein paar Rothemden…
Zum Spiel selber schreibe ich aufgrund der Tatsache, dass es sich um einen Reisebericht handelt lediglich, dass wir verdient 0:1 durch einen Kunstschuss von A. Robben verloren haben.
Die Rückfahrt ging ähnlich entspannt vorbei wie die Hinfahrt, mit lediglich geringfügig schlechterer Laune als zuvor.
Es stand ja schließlich das wichtige Champions – League – Spiel sowie DAS Derby an, worauf man sich schon mal einstimmen konnte.

„Wenn ein Schwan stirbt, schweigen die Lämmer“ (Tourenbericht H Nürnberg)

Nichtsahnend, was uns dieser Tag noch so alles bringen würde startete unsere Fangemeinschaft am frühen Nachmittag mit Klaus als Busfahrer Richtung Westfalenstadion Dortmund.

Nach einer entspannten und unspektakulären Hinfahrt erreichten wir wie gewohnt, so ca. 2 Stunden vor Spielbeginn den Busparkplatz.

Zu Gast bei unserer Borussia waren an diesem Abend die Franken aus Nürnberg.

Nach dem 5:0 Kantersieg am vergangenen Wochenende bei Werder Bremen, waren die Erwartungen natürlich hoch. Trotzdem musste man sich auf einen sehr defensiv eingestellten Gegner vorbereiten, der nicht gewillt war eine Klatsche hinzunehmen.

Der Tempel war mit 80100 Zuschauern fast ausverkauft (weil der Gast Karten zurückgegeben hatte). Bei eiskalten Minustemperaturen zeigte der BVB gleich wer Herr im Hause ist und ließ den Ball in gewohnter Manier durch die eigenen Reihen zirkulieren. Nürnberg beschränkte sich bzw. konnte nicht anders als reagieren. Geduldig auf die Anspiele in die sich eröffnenden Lücken zu warten, war angesagt.

Doch zunächst mussten wir eine Schrecksekunde überstehen. Nach einer Flanke von der rechten Strafraumkante kam Pekhard plötzlich frei aus 5 Metern zum Kopfball, den Weidenfeller parieren konnte. Felipe wehrte darauf den Ball wieder zu einem gegnerischen Spieler ab. Feulner zog aus spitzem Winkel ab. Roman verhinderte aber mit einer klasse Parade das sichere 0:1, was besonders unsere Steffi freute! Gell Steffi, „unser Roman is de beschde“!

Diese Riesenchance sollte dann aber auch die einzige nennenswerte des gesamten Spieles gewesen sein.

In der 18. Spielminute erlief Pisczek einen Steilpass im Strafraum und kam nach einem Duell mit seinem Gegenspieler zu Fall.

Elfmeter!

Den fälligen Strafstoß verwandelte Kuba sicher zur 1:0 Führung und 3 Minuten später konnte derselbe Spieler, nach super Anspiel von Götze auf 2:0 erhöhen.

Mit diesem Ergebnis wurden auch die Seiten gewechselt.

Nach der Pause schaltete der BVB einen Gang zurück, ohne jedoch das Heft aus der Hand zu geben.

So dauerte es bis zur 88. Minute ehe Robert mit seinem Tor zum 3:0 das Endergebnis herstellte. Die Vorbereitung stammte von Marco.

Zum 2. Mal in Folge stand hinten die „0“ und 3 wichtige Punkte zum Erreichen des Saisonzieles waren verbucht!

Gut gelaunt und in bester Stimmung verließen wir unser Wohnzimmer und machten uns auf die Heimreise.

Allerdings hatte es den Anschein, dass der Busfahrer uns die Stimmung vermiesen wollte. Radio mit Musik, wie man sie möglicherweise von Kaffee-, oder Seniorenfahrten her kennt säumte unseren Weg. Die Zwischenrufe und Kommentare hierzu häuften sich zu diesem Zeitpunkt! Zum Glück tauchte zwischendurch immer mal wieder der ein oder andere Klassiker auf, der die Stimmung nicht komplett kippen ließ.

Ein weiteres Manko der Fahrt war es, dass der Kutscher nicht weiß, wo der Megges steht, dies war jedenfalls der Eindruck den man bekam.

Der Hoffi ist fast vor Hunger gestorben, der arme Kerl … und musste noch einiges über sich ergehen lassen – gell Hoffi?

„De Megges macht gleich zu und Ankunft ist erst um… usw.!

Aber wie so oft: 1. kommt es anders 2. als man denkt!

Am Ende des Tunnels leuchtete ein kleines Licht, das sich zu einem Leuchtfeuer entwickeln sollte!

Den Mitgereisten „schwant“ möglicherweise was es jetzt noch zu berichten gibt 😉

Unser Rü lief nämlich zur Hochform auf. Fühlten sich einige bei vorangegangenen Fahrten durch das immer wieder kehrende „5, 4, 3, 2, 1, eeeeeeeeeeeeh“ genervt, so entdeckte er dieses mal seine philosophische Ader. Mit Liedern wie: „Wenn ein Schwan singt, sterben die Lämmer“ legten sich die Zuhörer krumm vor lachen. Ein weiteres Highlight: „… und sieben mal wirst du das A…loch sein“! Wortneuschöpfungen wie „Schwarzmeerschwäne“ gehörten ebenfalls zu seinem Repertoir.

So wurde auch diese Tour letztendlich zu einem legendären Erlebnis, dass die meisten nicht so schnell vergessen werden.

Zu guter letzt: Aus zuverlässiger Quelle wurde berichtet, dass Hoffi letztendlich doch noch etwas zu essen bekommen hat! Na, geht doch!

written by: Patrice Kleinpeter

„Scheiss DFB“ versus „Unsere Mannschaft kann doch nichts dafür“ – Der Versuch einer Bewertung des Fanprotests in Sinsheim

„Scheiss DFB“ versus „Unsere Mannschaft kann doch nichts dafür“ – Der Versuch einer Bewertung
des Fanprotests in Sinsheim

Gleich vorneweg: Die weitreichenden Diskussionen in den einschlägig bekannten Fanforen unserer Borussia sowie in den sozialen Netzwerken, die teilweise in gegenseitigen Beschimpfungen ausarten, sind ein Ausdruck dafür, dass am vergangene Sonntag, beim Spiel unserer Borussia gegen die Projektgesellschaft TSG Hoffenheim etwas weitreichendes geschehen sein muss. Eine Bewertung nach Richtig oder Falsch, die alle Argumente abwägt und zum richtigen Ergebnis kommt würde sich der Autor dieses Artikels nicht anmaßen.
Gleichwohl schreit die Meinungsdifferenz innerhalb der Fanlager, die in wohl gleicher Form in mir selbst tobt danach, eine schulbuchmäßigen These-Antithese-Erörterung zu schreiben, die die Argumente für die jeweilige Seite zusammenfasst. Und nochmals: Da ich selbst in der Frage, ob ein 90-minütiger Fanprotest als Reaktion auf die Beschlüsse der DFL zur Sicherheit im Stadion richtig oder falsch war gespalten bin, soll dieser Artikel weder die eine, noch die andere Seite stärken.

Vielmehr kann ich ein Ergebnis vornewegnehmen: Die Angst, auf Grund der unterschiedlichen

Auffassungen könne es zu einer Spaltung der Fanszene kommen, sehe ich in keiner Weise. Denn einerseits ist die Fanszene von Borussia Dortmund seit jeher eine heterogene Masse, ein Mischmasch aus Ultras und Normalos, sitzenden Fußballkonsumenten und lautstarken Sängern, Selbstdarstellern auf den Rängen und Selbstdarstellern in den Logen, Internet-Hooligans und Allesfahrern. Andererseits ist das was sich gerade in den Foren und in den Diskussionen auf den Rängen abspielt nichts anderes als ein fanpolitscher Prozess, eine Debatte unter Fans in der Frage, welche Rolle der Fan zukünftig im Stadion zu spielen hat, ob Sicherheit vor Freiheit geht und ob in all
diesen Fragen der Fan als wesentlicher Bestandteil der deutschen Fußballkultur ein im
demokratischen Rechtsstaat übliches Mitspracherecht hat. Kurzum geht es um die Frage: Keine Stimmung ohne Stimme? Und wie weit gehen wir als Fans für unsere Rechte.
12:12 Minuten zu schweigen ist eine Sache, die jeder gern unterstützt. Keine Frage. Die ernüchternde Stille, die an Kreisligaspitzenspiele mit pöbelnden Rentnern erinnert, werden wach und die Gewissheit, dass nach wenigen Minuten die gewohnte Stimmung wieder zurückkehrt, lassen so ziemlich jeden Solidarität für die gute Sache an den Tag legen.
Anders ist dies, wenn sich ein ganzer Fanblock oder ein ganzes Stadion dazu entscheiden, über 90 Minuten still dem Treiben auf dem Platz beizuwohnen und selbst nach Torchancen nur leicht zu klatschen. So geschehen am vergangenen Sonntag bei der Partie des BVB in Hoffenheim. Die Debatte unter den Fans lässt sich am besten in eines Szene zusammenfassen, die sich Mitte der zweiten Hälfte abspielte. Beim Stand von 1:1, wo unsere Mannschaft die Unterstützung von den Rängen bitter nötig gehabt hätte, sang eine Gruppierung ihre Meinung zu den Protesten:
„Unsere Mannschaft kann doch nichts dafür“ hörte man schüchtern aus einer oberen Ecke. Von den Stehplätzen kam die entschlossene und zugegebenermaßen wesentlich lautere Antwort „Scheiss DFB“, als wollte man sagen: Wir würden ja gerne supporten, aber wir tun das hier aus Überzeugung und für eine gute Sache.
Formatiert: Block
Ich war mir zu dieser Zeit, wie auch grübelnd während der Heimfahrt unsicher, wem ich jetzt recht geben soll: Hätte der BVB das Spiel verloren, weil in den letzten Minuten das pushen der Ränge, dass Spiele wie das 4:4 gegen Stuttgart in der Vorsaison erst ermöglichte, gefehlt hat, hätte ich mich in Grund und Boden geschämt. Die Mannschaft im Stich lassen, wo ich doch sonst bei jedem Spiel mit meinen Gesängen beteuere, dass Borussia mir mit das wichtigste in meinem Leben ist? Das ist nicht meine Überzeugung, dafür sind mir die drei Punkte zu wichtig. Andererseits wäre es falsch, nach den Beschlüssen vom 12.12. zu sagen: Schade, es hat nicht geklappt, also zurück zur Tagesordnung. Forza BVB. Hungerstreik exakt so lange bis der Magen knurrt? Das kann nicht die Lösung sein, wenn man zu einer Sache steht und die eigene Überzeugung wirklich ernst nimmt. Demnach kann ich auch die vielen Fans verstehen, die den Schaden, der der Mannschaft und somit unserer geliebten Borussia entstanden wäre in Kauf genommen hätten, hätte man durch fehlenden Support Punkte liegen lassen. Denn letztendlich hat auch die Führung von Borussia Dortmund trotz dem Wissen um die Relevanz der eigenen Fanszene, am 12.12. einem zumindest umstrittenen Sicherheitskonzept zugestimmt. Ohne Diskussion. Ohne die Meinung der Fans in die Entscheidung einfließen zu lassen. Solange man also überzeugt ist, dass das was am 12.12. beschlossen wurde zu einer massiven Veränderung des Stadionerlebnisses in Deutschland führt, muss man konsequenterweise auch einen Vorgeschmack auf das liefern, was passieren könnte. Soweit die Theorie. Offen bleiben jedoch einige Fragen, die hier nicht abschließend geklärt werden können. Ist das Konzept der DFL wirklich so schlimm? Haben diejenigen, die nun an vorderster Front schweigen das Konzept überhaupt gelesen? Gibt es womöglich wenige Meinungsführer, die sich selbst über das
Thema Fanrechte profilieren wollen? Wie hätte man sich entschieden, wenn es nach 85 Minuten 1:1 gestanden hätte? Was wäre wichtiger gewesen? Die Diskussion über das Für und Wider eines solchen Protestes wird weitergehen, garantiert. Und dies wird am Ende des Tages der Fankultur in Deutschland nicht schaden, sondern ein gesunder Prozess der Positionierung innerhalb der Fanszene, welcher diese nachhaltig verändern wird. Nicht
nur zum Unguten. Voraussetzung ist wie bei allen politischen Fragen jedoch eines: Fans, informiert Euch, lest nach für oder gegen was ihr durch euer Verhalten im Stadion protestiert. Wer von sich behaupten kann genug Informationen zu haben um selbst zu bewerten was richtig und falsch ist, dem sei sein Recht auf freie Meinungsäußerung oder eben Nichtäußerung gegeben, denn auch und vor allem das gehört zu einem demokratischen Prozess dazu.

Valentin Holzer